1990 Doug Bradbury Manitou

Ein original Dough Bradbury Manitou aus 1990! Ein Rad bei dem ich gar nicht weiß wie ich am besten anfange darüber zu schwärmen. Damals schon voller Innovationen und etwas wirklich ganz Besonderes. Kantiger Hinterbau, dicke Easton Alurohre, überbreite Naben, ein überbreites Tretlager, leicht, schnell, agil, sexy!
Doug Bradbury, der dieses Rad gebaut hat, ist ganz klar ein Speed- und Adrenalin-Junky. Er selbst sagt von sich, dass er zum Mountainbiken gekommen ist, nachdem er sich beim Motocross mehrfach fast umgebracht hätte. 1984 fährt er dann zum ersten Mal Mountainbike, gibt es aber sofort wieder auf, denn er findet es noch gefährlicher als Motocross. Damals waren Mountainbikes nämlich alles andere als wirklich geländegängig.

Doug’s erstes gekauftes Mountainbike war ein Ross „Mt Whitney“ –
Bild gefunden auf RetroBike von Nutzer hurin76

Er kann es aber nicht lassen. Nachdem er mit dem Rad aber oft noch schwerer stürzt als mit der Motocross Maschine, beschließt er dann 1985 selbst ein Mountainbike zu bauen das „funktioniert“. 6 Jahre lang hält er sich mit dem Bau von Fahrrädern gerade so über Wasser. 1990 baut er die ersten Prototypen aus Alu und entwickelt auch eine neue Federgabel für Fahrräder. Diese Federgabel war der Schlüssel zu seinem Erfolg. Der siegreiche MTB-Rennfahrer John Tomac ruft bei Doug an und will eine seiner Federgabeln. Der setzt sich ins Auto und fährt eine Gabel persönlich zu ihm. Wie immer zu schnell unterwegs, wird Doug auf dem Weg zweimal angehalten und verliert seinen Führerschein.

Bei der Fahrradmesse 1991 in Anaheim, Kalifornien verkauft Doug seine gesamte Jahresproduktion an einem Tag. In den folgenden Jahren lizenziert er das Patent seiner Gabel an den Hersteller Answer, für die er auch weitere Federgabeln und seine ersten voll gefederten Rahmen baut.

Mein Glück ist, dass ich dieses Jahr eines der frühen und von Doug selbst gebauten Rädern aus 1990 – noch ohne Federgabel – für meinen Freund Greg restauriert habe. Wir kennen uns seit über 30 Jahren, also genau so lange wie sein Manitou alt ist. Über das Mountainbiken haben wir uns kennengelernt und sind viel zusammen gefahren. Er hatte damals eins der 30 eisblauen Manitou Räder ergattern können, die eigentlich für den japanischen Markt bestimmt waren. Zwischenzeitlich hatte er das Rad mal verkauft, dann wieder zurückgekauft. Und so stand es dann in seiner Garage. Ein Traum. Nur leicht verbastelt, dreckig, die Aufkleber nur noch teilweise schön, aber sonst noch super in Form. Es musste wieder glänzen!! Also habe ich Greg zu seinem Geburtstag die Restauration geschenkt und das Rad einfach mitgenommen.

Mein erster Schritt war es, das Rad komplett in seine Einzelteile zu zerlegen und dabei eine Bestandsaufnahme zu machen. Dann habe ich überlegt welche Teile ich ersetzen werde, um einen möglichst zeitgemäßen Zustand des Rads wieder zu erreichen.
Sattel, Lenker, Griffe und die Reifen mussten ganz klar neu gemacht werden. Für die Aufkleber musste ich mir was überlegen. Die Gabel hatte früher oben auf den Rohren US Dollarmünzen als Kappen – wieso konnte ich bis heute nicht klären, denn das war bei anderen Manitou’s nicht so. Die Münzen waren jedenfalls verschwunden. Statt dessen war links eine 2 DM Münze und rechts gar keine Abdeckung mehr vorhanden. In der extrabreiten Nabe hinten war der schöne Ringlé Schnellspanner abhanden gekommen und auch oben an der Sattelstütze war irgendein komischer Spanner verbaut. Am Flaschenhalter fehlte ein Halter, die Schelle des Umwerfers war vergurkt und die no-name Pedale total verschrammt.

Der erste Schritt war alles gründlich zu reinigen. Zwei bis drei Zahnbürsten sind dabei drauf gegangen. Die Aufkleber waren bis auf den „Doug Bradbury“-Schriftzug nicht mehr zu retten und so habe ich sie entfernt und dann den Rahmen vorsichtig mit der Hand poliert. Ebenfalls poliert habe ich alle Aluteile – die Gabelbrücke, den Vorbau, die Sattelstütze, die Kurbeln, die Kettenblätter und den Ringlé Flaschenhalter. Schaltung, Hebel und Bremsen habe ich gereinigt, neu geschmiert und mit neuen Innenzügen und Außenhüllen versehen. Den Steuersatz und die Naben habe ich frisch gefettet. Die Manitou Schriftzüge habe ich selbst neu angelegt und von einem Aufkleberdrucker als Einzelbuchstaben ausplotten lassen. Gekauft habe ich einen neuen Selle Italia Turbo Sattel, einen gebrauchten Ritchey WCS Lenker, neue Ritchey WCS True Grips, einen gebrauchten Odysee Svelte Titan Sattelstützenschnellspanner und neue Panaracer Dart & Smoke Reifen. Etwas schwieriger war es den fehlenden Ringlé Schnellspanner in Überlänge für die hintere Nabe zu bekommen. Mein Dank gilt Nick von Vintage Mountain Bikes in England, der mir einen aus seinem Bestand verkauft hat. Auf eBay konnte ich zwei Dollar Münzen für die Gabel ergattern. Und einen Umwerfer mit funktionierender Schelle gab es auch auf eBay. Gespart habe ich ganz ehrlich an den Pedalen. Hier habe ich die Pedalkäfige einfach neu lackiert.
Dann war alles bereit auf den Aufbau.

Alles liegt bereit

Hier die komplette Teileliste:

Rahmen1990 Doug Bradbury Manitou
mit original Manitou Starrgabel
ice blue
SteuersatzEdco
VorbauManitou custom
LenkerRitchey WCS Triple Butted TR X50
GriffeRitchey WCS Truegrip (neu)
Schalt-/BremshebelShimano XTR ST-M900-8 Shifter-Brake Levers
KurbelRitchey Logic mit Ritchey Kettenblättern 46-36-26
UmwerferShimano XT FD-M735
SchaltwerkShimano XTR short cage RD-M900
KassetteShimano Hyperglide 7-speed 12-28
KetteShimano HG
BremsenShimano XTR BR-M900 F/R cantilever
SattelstützeRinglé MOBY
Schnellspanner SattelstützeOdyssey Svelte Titanium
SattelSelle Italia Turbo (neu)
LaufräderManitou custom hubs
Specialized XL21 26×1.50 rims
Schnellspanner NabenRinglé
ReifenPanaracer Dart & Smoke (neu)
Pedaleno name
FlaschenhalterRinglé H2O

Am 1. November durfte ich dann unsere Küche übernehmen und dort das Rad wieder aufbauen. Was ein Spaß das war!
Und dann strahlte es wieder!!

Mitgenommen habe ich das Manitou am 20. September und zurück bekommen hat Greg es am 15. November. Eine Liste der Kosten der getauschten Teile gibt es bei diesem Post nicht, denn die Restauration war ein Geschenk an Greg.

Hast Du ein klassisches MTB im Keller oder Gartenschuppen, das Du gerne wieder fahren möchtest und das vorher mal eine gründliche Pflege braucht?
Dann melde Dich gerne bei mir!
Geld nehme ich dafür nicht (außer die Auslagen für Ersatzteile). Über eine Spende an den World Bicylce Relief freue ich mich dafür umso mehr. Das ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die speziell für Entwicklungsländer entwickelte, robuste und vor Ort montierte Fahrräder produziert. Im Rahmen von Programmen stellen sie diese dann Schülern/Schülerinnen und Pflegern/Pflegerinnen zur Verfügung.

4 Kommentare zu „1990 Doug Bradbury Manitou

  1. Incredible. I have come here, because I am going to build a DB from 90 also for a friend. My question is … how big is your bottom bracket?

    Like

    1. Hi Mia,
      I’ve seen different bottom brackets on vintage DBMs. Usually they are wider than on comparable bicycle from that era.
      The BB on this particular bike was threaded and had extra long crank bolts where the thread was only on the long end of the bolt. You can see this on the picture where the frame and the cleaned parts are laid out on the table tennis table.

      I’m not a DBM expert but I will point you to two how are:
      Martin who runs Second Spin in the USA. He is very knowledgeable about Manitous and has a copy of Doug’s original build log. See his website at https://www.secondspincycles.com/bradbury-manitou/

      And there is Nick in the UK, who also owns one of the metallic blue all rigid DBMs. His website is
      Vintage Mountain Bikes: http://www.vintagemountainbikes.com

      Thanks,
      Philip

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