Du kennst das bestimmt. Man sitzt den ganzen Tag am Schreibtisch, steht im Laden, an der Maschine, oder geht anders seinem Beruf nach. Egal wie oder was wir arbeiten, eins passiert vielen von uns: Irgendwann fällt uns die Decke auf den Kopf. Und das in diesem von Corona bestimmten Jahr noch mehr als sonst.
Wer wie ich von Zuhause aus arbeitet, der bewegt sich auf einmal überwiegend in den eigenen vier Wänden, verbringt vielleicht sogar mehr Zeit mit der Arbeit als sonst, aber vor allem kommt man nicht mehr raus. Der Weg zur und von der Arbeit entfällt, die Mittagspause ist anders, abends macht man mal eben noch was fertig. Abschalten entfällt irgendwie. Also muss man sich selbst aktiv darum kümmern.
Und hier kommt das Waldbaden ins Spiel. Was erstmal mehr als komisch klingt, ist inzwischen ein modischer Begriff geworden. Ich finde „Waldbaden“ als Begriff witzig und noch besser gefällt mir das japanische „Shinrin-yoku“. Zum ersten mal gehört habe Shinrin-yoku bei Monique Theuerkauf. Monique bietet Interessierten Anleitung für das Original an – also zu Fuß und mit viel Achtsamkeit. Naß wird man dabei übrigens nur wenn es regnet.
Bei mir gehören natürlich zwei Räder, etwas mehr Reichweite und Geschwindigkeit dazu. Also Jitensha Shinrin-yoko (自転車で森林浴): Mit dem Fahrrad Waldbaden. Das heißt nicht, dass es weniger Entspannend oder Wirksam sein muss. Wie immer kommt es auf Dich selbst an wie Du es umsetzt. Aber langsam ….

Waldbaden … „beschreibt die meditative Erfahrung und die gesundheitliche Wirkung eines Aufenthaltes im Wald. Insbesondere japanische Wissenschaftler haben sich mit Veränderungen des Immunsystems durch Waldaufenthalte beschäftigt und eine erhöhte Aktivität von Natural Killer Cells gemessen. Der Begriff spielt in Deutschland eine Rolle innerhalb der Esoterik, der alternativen Medizin und beim Naturtourismus.“ … so steht es auf Wikipedia dazu.
Das mit den Natural Killer Cells klingt ja total gefährlich! Der deutsche Begriff Ökopsychosomatik klingt nach Krankheit. Ist das alles Hexenwerk?!?
And into the forest I go, to lose my mind and find my soul.
John Muir
Nein, es ist wirklich ganz einfach und harmlos. Am schönsten hat das der Naturforscher, Naturschützer und Mitgründer des bekannten Sierra Clubs John Muir gesagt:
„And into the forest I go, to lose my mind and find my soul.“
Also ab in den Wald, die Gedanken verlieren und die eigene Seele wiederfinden.
Das klingt so esoterisch und doch braucht man keine Räucherstäbchen. Man kann ganz einfach selbst bestimmen wie man waldbadet. Es gibt kaum richtig oder falsch solange man sich auf die Natur einläßt und den Alltag mal Pause machen läßt.
Mit dem Fahrrad zu Waldbaden hat finde ich die folgenden Vorteile:
- Wer nicht direkt am Waldrand wohnt, so wie ich, muss irgendwie hinkommen. Also ab aufs Rad.
- Wer die Hände am Lenker hat, kann kein Handy mehr halten und auf Nachrichten reagieren oder sich sonst wie ablenken.
- Man hat einfach einen weiteren Radius, eine größere Reichweite und ich geniesse es an den Weihern im Wald entlang, über Wiesen und durch die wechselnde Bewachsung zu fahren.
- Auch wenn es um die Entschleunigung geht, liebe ich die Sektionen wo ich mich mit richtig Geschwindigkeit durchlüften kann.

Um so richtig die Gedanken zu verlieren fahre ich gerne eine feste Runde, so dass ich nicht mal nachdenken oder entscheiden muss wo es lang geht. Meine Runde ist knapp 30km lang und führt mich auf überwiegend festen, geraden Waldwegen in den Kranichsteiner Wald. So kann ich am besten den Kopf mal abschalten und nur die Natur um mich herum wahrnehmen. In der Regel dauert es ein bisschen, bis ich wirklich loslassen kann. Je nach Wetter, Geräuschen, Jahreszeit und was im Job so los ist, dauert es mal länger oder geht recht schnell. Es kommt auch darauf an, ob ich in meiner Mittagspause, tagsüber zwischen Aufgaben und Terminen oder am Ende des Arbeitstages diese Runde drehe.
Es ist für mich wie ein Antidepressivum und es gibt mir die physische Erschöpfung die ich brauche, um nicht viel zu früh morgens aufzuwachen und schon wieder die Gedanken um die Aufgaben des Tages kreisen zu lassen.
Auch Coaches wie Kirsten Schmiegelt haben das Waldbaden entdeckt und sie hat dazu eine Podcastfolge aufgenommen die ich gerne empfehle.
Probiere es einfach mal aus! Und wenn Du das Waldbaden mit dem Rad schon für Dich entdeckt hast, dann schreib gerne einen Kommentar.